Der Veranstaltungsort war gut gewählt, aber leider spielte das Wetter nicht mit: In das Schloss Schönhausen luden zum diesjährigen Jahresempfang die Bezirksbürgermeisterin Dr. Cordelia Koch und der Bezirksverordnetenvorsteher Dr. Oliver Jütting ein. Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Empfangs war die Teilnahme der Pankower Partnerstädte Kołobrzeg (Kolberg) in Polen, Ashkelon in Israel und Riwne in der Ukraine. Für die Vereine ist der Empfang eine gute Gelegenheit, sich mit anderen zu vernetzen und mit Entscheidungsträgern und Verantwortlichen in lockerer Atmosphäre zusammenzukommen. Nässe und Kälte haben manche davon abgehalten, aber der Bürgerverein war wie gewohnt präsent.
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Hugenottische Erbbegräbnisstätten Opfer der bezirklichen Haushaltssperre
Ohne Vorankündigung zerstörte Ende November 2020 das Straßen- und Grünflächenamt Pankow mehrere hugenottische Erbbegräbnisstätten auf dem Friedhof IX in Französisch Buchholz. Aufmerksamen und engagierten Buchholzer Bürgerinnen und Bürgern war es zu verdanken, dass Reste gerettet werden konnten.
Die Erbbegräbnisstätten sind ein kulturhistorisches Zeugnis des Ortes und Teil der Berliner Stadtgeschichte. Deshalb hatten alle in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow vertretenen Parteien diese Untat einstimmig verurteilt und Bereitschaft zur Wiedergutmachung beschlossen. Zusagen allen voran des seinerzeitigen Bezirksbürgermeisters, vollmundig angesichts der seinerzeit anstehenden Wahl 2021, wurden jedoch nicht realisiert.
Dank des besonderen Engagements des Vorsitzenden des Bürgervereins, Lars Bocian, wurden dann trotz der angespannten Haushaltslage in den Bezirkshaushaltsplan Pankow für die Haushaltsjahre 2024/2025 „je 15.000 Euro für die Erarbeitung eines Konzepts für einen Erinnerungsort an die Hugenotten in Französisch Buchholz auf dem Gelände des Friedhofs IX vorgesehen“. Damit wurde der Forderung des Bürgervereins Rechnung getragen, dass die finanzielle Unterstützung in einer Höhe ausfällt, die der Bedeutung dieses Teils der Friedhofskultur gerecht wird und die ehrenamtliche Arbeit für das immaterielle Kulturerbe angemessen würdigt. Mit in Sume 30.000 Euro ließen sich immerhin konzeptionelle Überlegungen und vielleicht erste Vorarbeiten finanzieren.
Nun sollten heute am 6. September 2024 vor Ort Ideen durch das Bezirksamt Pankow vorgestellt werden. Dieser Termin wurde jedoch kurzfristig wegen der vom 1. September bis zum 31. Dezember 2024 erlassenen befristeten Haushaltssperre abgesagt, siehe dazu das Interview der Berliner Morgenpost mit der Bezirksbürgermeisterin Cordelia Koch („Haushaltssperre und Terror-Sorge: Das sagt Pankows Bürgermeisterin“ vom 4. September 2024).
Konkret heißt es in der Absage: “Bedauerlicherweise muss der anberaumte Termin … auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Auf Grund der kurzfristig angeordneten vorläufigen Haushaltssperre, ist es uns momentan nicht möglich hier realistische Planungen oder Ausblicke vorzustellen.“ Das ist unverständlich, denn zum einen ist die Haushaltssperre befristet und aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Zum anderen hätte gleichwohl zumindest schon mal über konkrete Ideen gesprochen werden können, denn miteinander zu sprechen, kostet eigentlich nichts.
Der Vorstand des Bürgervereins erwartet, dass die 30.000 Euro weiterhin vollumfänglich zur Verfügung stehen und nach Ablauf der Haushaltssperre der Beginn für einen Erinnerungsort realisiert wird.
Sommertreffen des Bürgervereins am „Großen Stein“ von Buchholz
Die nahezu abgeschlossene Herrichtung des Areals um den „Großen Stein“ durch die Autobahn GmbH im Rahmen der grundhaften Erneuerung der A114 hat der Bürgerverein zum Anlass für ein vereinsinternes Sommertreffen genommen. Ein sehr herzlicher Dank gilt dem benachbarten PSK-Berlin-Birkenwerder e.V., dessen Vereinsräumlichkeiten der Bürgerverein nutzen durfte.
Nach einer Aufwertung durch einen geologischen Garten in den 90er Jahren war das Gelände etwas vernachlässigt worden. Vor allem wucherte der Stein immer wieder zu und wurde mitunter für die illegale Müllentsorgung missbraucht. Deshalb sind die Buchholzer überaus glücklich, dass dank des Bundes ein touristisches Schmuckstück entstanden ist.
Der Vereinsvorsitzende Lars Bocian erklärte, dass der „Große Stein“ sinnbildlich für das ehrenamtliche Engagement in Französisch Buchholz stehe. Er hob das besondere langjährige Bemühen von Detlev Enneper hervor, der sich unermüdlich für den Findling eingesetzt hat. Der Vorstand habe beschlossen, ihn auf der nächsten Mitgliederversammlung als Ehrenmitglied vorzuschlagen. Zugleich würdigte Lars Bocian das Zutun vieler anderer sowohl des Bürgervereins als auch aus der Einwohnerschaft.
Im Dezember 2023 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Pankow, dass sich das Bezirksamt dafür einzusetzen möge, dass der „Große Stein“ als touristischer Standort mittels Wegweiser und Hinweise aufgefunden werden könne. Zum Stand erklärten Lars Bocian und das Vereinsmitglied Johannes Kraft, dass die Prüfung durch das Bezirksamt und die Senatsverwaltung noch nicht abgeschlossen sei, zumal der „Große Stein“ noch von einer Baustelle umgeben ist. Johannes Kraft wies zudem darauf hin, dass es heutzutage leider bei jeder Maßnahme für mehr Aufenthaltsqualität vertiefter Überlegungen bedarf, um Vermüllung und Vandalismus zu begegnen.
Lars Bocian führte dazu aus, dass die Pflege des Areals irgendwann vom Bund auf den Bezirk Pankow übergehen werde. Wie bei der Pflege des Buchholzer Angers werde sich der Bürgerverein auch sehr gerne um den „Großen Stein“ kümmern.
(Detlev Enneper bei der Vorstellung des geschichtlichen Werdegangs, neben ihm der Buchholzer Bildhauer Ulrich Jörke)
Detlev Enneper stellte den geschichtlichen Werdegang des Areals vor und zeigte sich überglücklich, dass nunmehr dank der Autobahn GmbH ein so schönes Ergebnis stehe. Das Sommertreffen schloss mit Gegrilltem und Kaltgetränken auf der Hundevereinsanlage ab.
„Großer Stein“ von Buchholz – Wissenswertes
Der „Große Stein“ ist ein Großgeschiebe, das während der Weichsel-Kaltzeit vor ca. 115.000 bis vor 11.600 Jahren von den Massen des Inlandeises aus Skandinavien zum heutigen Lageort „geschoben“, also transportiert wurde. Das dürfte etwa 200 Jahre gebraucht haben. Der Findling, so werden Geschiebe ab einem Volumen von einem Kubikmeter bezeichnet, hat eine Länge von ca. 6,5 m und eine Breite von ca. 4,5 m. Die Mächtigkeit ist jedoch unbekannt, weil der „Große Stein“ seit seiner Entdeckung durch hugenottische Bauern um 1900 beim Tiefpflügen ihres Ackers weder gehoben noch freigelegt wurde. Sein Gewicht wird auf ca. 105 Tonnen geschätzt.
Der „Große Stein“ besteht aus einem hellen, mittel- bis grobkörnigen Granit, dessen Hauptbestandteile Feldspat, Quarz und Glimmer deutlich zu erkennen sind. Der – wahrscheinlich aus Schweden stammende – Granit ist reich an Kieselsäure, er enthält ca. 65 bis 80 % Si02. Der Quarz ist grobkörnig, weißlich-fettglänzend. Außerdem enthält der Granit weißen Kalifeldspat (Orthoklas), rosafarbenem CaIcium-Natrium-Feldspat (Plagioklas) und wenig dunklen Glimmer (Biotit). Das Alter des Granits dürfte, im Vergleich mit ähnlichen Vorkommen, ca. 1.400 Millionen Jahre betragen. (Quelle: Hinweisschild zum Geologischen Garten zur Petrographie).
Der „Große Stein“ und das ihn umgebende Gelände stehen seit dem 22. Dezember 1931 durch eine Verordnung des damaligen Polizeipräsidenten von Berlin unter Naturschutz. In der Verordnung zum Schutz von Naturdenkmalen in Berlin vom 20. Mai 2021 ist er in der Anlage 2 „Naturdenkmal-Findlinge PANKOW“ unter der Nr. 3-3/F aufgrund seiner naturgeschichtlichen Bedeutung auf der Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes aufgeführt.
Der „Große Stein“ liegt an der Bucher Straße, die aus dem bereits im Preußischen Urmesstischblatt „Berlin-Buchholz und Umgebung“ von 1871 eingezeichneten Verbindungsweg nach Buch entstanden ist. Er liegt unmittelbar an der Anschlussstelle Bucher Straße, ist aber vom Auto aus nicht sichtbar. Radfahrer und Fußgänger können den „Großen Stein“ von der Dammkrone der Anschlussstelle erblicken, wenn sie vom Rad- und Fußweg hinunterschauen. Zugänglich ist er über die Straße „Am Brendegraben“. Das touristische Schmuckstück ist auch für Radfahrer und Wanderer auf dem Radfernweg Berlin-Usedom einschließlich des Pankeradwegs interessant, denn der „Große Stein“ ist gut über dem Krontaler Steg von der Krontaler Straße aus zu erreichen.
Durch die Verkehrsbaumaßnahmen im 20. Jahrhundert und insbesondere durch die ab Anfang der 70er Jahre erbaute und Anfang 1975 für den Verkehr freigegebene A14, heute A114, war der „Große Stein“ aus dem Blick der Öffentlichkeit geraten. Oft wurde er zur illegalen Entsorgung von Müll missbraucht. Das war vielen Buchholzern nicht egal, denn der „Große Stein“ war ein beliebtes Ausflugsziel beispielsweise auf den Wanderungen zu den Karower Teichen. Für Schülerinnen und Schüler war er Ziel von Wandertagen.
1995 beschlossen der Buchholzer Bürgerverein und der seinerzeitige Ortschronist, Dieter Geisthardt, das Areal um den „Großen Stein“ in einen geordneten Zustand zu bringen. Zusammen mit anderen Buchholzer Engagierten entwickelten sie die Idee eines geologischen Gartens, der am 30. Mai 1999 feierlich übergeben wurde. Im Jahr 1999 erhielt der Ort seinen historischen Namen „Französisch Buchholz“ zurück, woran eine Gedenktafel auf dem Pfarrer-Hurtienne-Platz vor der evangelischen Kirche erinnert,
Im Rahmen der grundhaften Erneuerung der A114 seit 2020 durch den Bund, der bereits 2017 Vorarbeiten der Berliner Wasserbetriebe auch rund um den „Großen Stein“ vorausgingen, hat die Autobahn GmbH das Areal um den „Großen Stein“ hergerichtet. Dabei wurden die Buchholzer, von denen vertretend für viele weitere Engagierte Detlev Enneper, Anne Schäfer-Junker (Ortschronistin) und Jens Tangenberg (ehemaliger Vorsitzender des Bürgervereins) zu nennen sind, stets über die jeweiligen Planungen und die Umsetzung informiert. Zudem fand ein steter Austausch mit dem Umwelt- und Naturschutzamt sowie dem Straßen- und Grünflächenamt des Bezirksamtes Pankow statt.
Nachfolgende Bilder: Der „Große Stein“ im Jahr 2022.