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Vorläufige Schadensbegrenzung für Buchholzer Kulturerbe!

Am Morgen des 26.11.2020 fand auf dem Buchholzer Friedhof die angekündigte Zusammenkunft der im Bezirksamt Pankow für die Abrissarbeiten Verantwortlichen mit der Ortsinitiative  u. a. Ortchronistin Anne Schäfer-Junker, evangelische Kirchengemeinde Frau Pfarrerin Susanne Brusch, Bürgerverein Jens Tangenberg und Lars Bocian, Fraktionsvorsitz der CDU in der BVV Johannes Kraft, mehrerer verärgerter Anwohner sowie betroffener Familienangehöriger statt.

Der zuständige Abteilungsleiter stellte zunächst die Sachlage dar, wie sie sich dem Bezirksamt Pankow darstellte: einsturzgefährdete Mauer an der Mühlenstraße, hierzu vorliegendes Gutachten mit Handlungserfordernis +fehlende Finanzmittel für Restaurierung +fehlender Denkmalschutz für die Grabstätten = folglich Abriss als kostengünstigste Variante.

Ein Wiederaufbau einiger ausgewählter Grabstätten sei in einem neu geplanten Areal im rückwärtigen Bereich des Friedhofs beabsichtigt.

Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger am Erhalt der Gräber sei für die Verwaltung nicht erkennbar gewesen.

Die Anwesenden ca. 20 Personen unterstrichen ihr Interesse am Erhalt, gekoppelt mit einer klaren Botschaft zum Wiederaufbau, mehr als deutlich. Dabei waren die wesentliche Argumente:

  • Jahrhunderte alte Grabstätten als Zeugnisse gelebter Ortgeschichte
  • Betroffene hugenottische Familien mit tiefen Spuren und Verdiensten in der Ortsgeschichte
  • Wesentlicher kulturhistorischer Wert der Grabstätten in ihrer opulenten Ausgestaltung
  • Fehlende Einbeziehung Anwohnender in das lange geplante Vorhaben
  • Fehlanzeige bei Information der dem Amt bekannten Ortschronistin
  • Bürgerverein als regelmäßiger Gesprächspartner der Bezirksamtes auf Stadtrats – / Bürgermeisterebene nicht einbezogen
  • Angehörige der zu beseitigenden Grabstätten ohne Kenntnis (Bsp. Fam. Chartron)
  • Angebliche Sicherung der Grabstätten für späteren Wiederaufbau mit erheblichen Beschädigungen durch Baggerabriss

Im fachlichen Austausch wurde schließlich ein vorläufiger Baustopp durch das Bezirksamt zugesagt. Sämtliche Bestandteile der demontierten Grabstätten werden eingelagert. Die noch bestehenden Mauerreste und Grabanlagen werden erneut auf ihre Standfestigkeit und alternative Sicherungsmaßnahmen geprüft sowie der ggf. für deren Erhalt erforderliche Kostenrahmen erhoben.

Parallel hierzu bringt die Initiative unter Hilfe von Johannes Kraft einen Antrag in die BVV ein, der die Wiederherstellung der Grabstätten zum Gegenstand hat.

Ziel ist es, sie für die nächsten Generationen von Buchholzern unter Denkmalschutz zu stellen und damit vor erneuten Zerstörungsattacken aus reinen Kostengründen zu schützen!

Der Bürgerverein unterstützt diesen Antrag offensiv und ruft zur (digitalen) Unterschriftsleistung auf. Weit über 250 BürgerInnen haben schon jetzt ein klares Votum abgegeben.

Abriss historischer Grabstätten auf dem Buchholzer Friedhof gestoppt

Bestürzung und Fassungslosigkeit nach Abriss historischer Grabstätten

Am Montag, den 23.11.2020, erreichten den Bürgerverein erste Hinweise von aufmerksamen BuchholzerInnen dazu, dass entlang der Mühlenstraße auf dem Friedhof Pankow IX aktuell die Außenmauer und daran anliegende historische Gräber eingerissen und beseitigt würden. Die Hintergründe waren spontan nicht aufzuklären, zumal die zuständigen Stellen des Bezirksamts telefonisch nicht zu erreichen waren. Augenzeugen berichteten jedoch, dass bereits mehrere der aus dem 19. Jahrhundert stammenden und opulent ausgestatteten Grabmäler, die auch über den Ortsteil hinaus ihres gleichen suchen,  bereits unwiederbringlich vernichtet worden seien.

Am Dienstag wandte sich daher der Vorsitzende Jens Tangenberg mit einem Brandbrief an den Bezirksbürgermeister Sören Benn und forderte das Bezirksamt auf, die Abrissarbeiten vor dem Hintergrund der Bedeutung der Grabmäler (darunter auch einige ortsbekannter hugenottischer  Familien, die tiefe Spuren in der Ortsgeschichte hinterlassen haben) unverzüglich zu stoppen um die Kulturgüter sichern zu können.

Als Antwort ging ein Schreiben des verantwortlichen Bezirksstadtrates Kuhn ein, der auf eine fehlende Standfestigkeit der Mauer sowie daran angelehnte Erbgrabstätten hinwies, was mit einem entsprechenden Gutachten aus dem April 2020 belegt sei. Mangels ausreichender Finanzmittel habe sich das Bezirksamt GEGEN aufwändige Stütz- und Sanierungsarbeiten und für den Abriss entschieden. Eine Beteiligung der unteren Denkmalschutzbehörde sei nicht erforderlich gewesen, weil es sich bei den zu beseitigenden Grabstätten um keine aus dortiger Sicht schützenswerten gehandelt habe.

Vor dem Hintergrund der jahrelangen intensiven Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt (Pflege von Grünflächen, wiederholte Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte, Einbindung des Bezirksamts zu jährlichen Festtagen, aktive Beteiligung bei der Stadtentwicklung usw.) ist der Bürgerverein angesichts des aktuellen Vorganges OHNE vorherige Beteiligung fassungslos!

Noch am Abend rief der stellvertretende Vorsitzende, Lars Bocian, gemeinsam mit Ortschronistin Anne Schäfer-Junker zur Protestmahnwache an den (noch) verbliebenen historischen Grabstätten auf; auch dabei neben ca. 20 engagierten BuchholzerInnen ein Angehöriger der Familie Chartron, dessen Vorfahren in Französisch Buchholz beigesetzt sind.

Parallel hierzu wurde durch den Fraktionsvorsitzenden der CDU in der BVV Pankow, Herrn Johannes Kraft,  im Stadtentwicklungsausschuss ein vorläufiger BAUSTOPP erwirkt, der das Ziel hat, das weitere Vorgehen mit dem Bezirksamt abzustimmen. Hierzu ist am 26.11.2020 eine gemeinsame Begehung verabredet.

Der Bürgerverein Französisch Buchholz wird sich aktiv mit dem anderen Initiativen des Ortes und insbesondere der Ortschronistin dafür einsetzen, alle erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten, um so viel der übrig gebliebenen Grabstätten wie möglich zu retten und damit wesentliche identitätsstiftenden Zeugnisse Buchholzer Ortsgeschichte für die Nachwelt zu sichern und zu erhalten!