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Farbe und Licht in die Welt bringen

Linwood Berry, der New Yorker aus dem spanischen Toledo, stellt nach vier Jahren wieder in der Treffpunkt-Gemeinde aus. Er liebt Berlin und ist glücklich, hier seine Bilder zeigen zu dürfen. Die Vernissage an diesem zweiten Dezember ist für den umtriebigen Maler und seine Gäste ein Ereignis. Er ist gereifter, stellt sein Werk launig vor und gibt gelegentlich auch Anlass zu glauben eine Predigt zu hören. Und erinnern wir uns – Berry ist tatsächlich auch Geistlicher, seine Worte sprechen für einen tiefen Glauben an Gott. Geheimnisvoll heißt die Ausstellung

Making the invisible visible.

„Das Unsichtbare sichtbar machen“. Vom Künstler an die Hand genommen, sind wir auf dem Weg zu einer Vision.

Sein Sujet ist oftmals die Familie. Wir sehen Farbe und Licht, aber wir sehen nicht die führende Hand Gottes. Obwohl sie da ist. Gott wird uns helfen, so Linberry, unsererseits Farbe und Licht in die Welt zu bringen.

Der christliche Glaube lässt ihn Nelson Mandela malen und Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King. Sein Selbstporträt bleibt etwas rätselhaft, das Porträt seiner Tochter wertet auf besondere Weise: Verantwortung für die Kinder, für die Zukunft. Da ist auch keiner alleine, selbst wenn es auf einem Bild mal so scheint. Linberry fordert uns auf, das Unsichtbare sichtbar zu machen.

Buchholz und die Reformation

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330 Jahre Hugenotten in Berlin, diesem Ereignis gedachte der Bürgerverein und der Berliner Ortsteil Französisch Buchholz mit einem großen historischen Festumzug im vergangenen Jahr. Den Hugenotten, protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, hatte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg mit dem Edikt von Potsdam vom 29. Oktober 1685 freie und sichere Niederlassung in Brandenburg gewährt. Im Gegensatz zu seinen Landeskindern, die in der Mehrheit dem evangelisch-lutherischen Glauben anhingen, war der Große Kurfürst selbst, wie seine verfolgten Glaubensgenossen, calvinistischen Glaubens. Das protestantische Buchholz wurde durch den hugenottischen Zuzug ab 1688 noch ein bisschen protestantischer. Es nahm sogar die Sprache der Neuankömmlinge in seinen Ortsnamen auf. Um 1750 bürgerte sich der Ortsname Französisch Buchholz ein. Mich bewegt schon lange die Frage, wie es den Hugenotten heute in Frankreich geht. Das mit dem Reformationstag beginnende Gedenkjahr wird für mich Anlass sein, mehr darüber in Erfahrung zu bringen.

Als die Hugenotten nach Berlin kamen, waren schon168 Jahre seit dem Lutherschen Thesenanschlag vergangen, sie kamen in ein protestantisches Land. Kurfürst Johann II. hatte 1539 seinen Übertritt zum protestantischen Glauben erklärt. Bei der Umsetzung der Reformation in Berlin / Brandenburg hatte er eine tatkräftige Unterstützung in dem Pfarrer Georg Buchholzer (1503 bis 1566). Georg Buchholzer übte sein Pfarramt im Märkischen in Buckow, Schöna und Arenswalde aus, und er war Freund von Luther und Melanchton. 1539 berief Kurfürst Johann II. Georg Buchholzer als Probst an St. Nikolai in Berlin, wo er als sein Berater wirkte und bei der Durchsetzung der Reformation half. Am 1. und 2. November 1539 hielt er die Predigt in den Gottesdiensten in Berlin und Spandau, in denen der Kurfürst seinen Übertritt öffentlich vollzog.

Ist es Zufall oder Bestimmung? Bei meinen Recherchen, die den Familiennamen Buchholz (auch in seinen Abwandlungen) umfassen, bin ich immer wieder auf Pfarrersleute gestoßen, die diesen Namen tragen. Das Interessante dabei war, dass diese Pfarrer reformiertes Gedankengut vertraten und dafür auch mit aller Konsequenz einstanden. An einen will ich anlässlich des Reformationsjubiläums erinnern, an Johann Buchholz (Ende 14. Jh. bis 1417).

Das Gedankengut des böhmisch / tschechischen Theologen, Predigers und Reformators Jan Hus (1370 bis 1415) hatte eine große Verbreitung in Polen, Preußen und Pommern gefunden. In Stralsund „stand der Pfarrer Johann Buchholz an der Spitze der Verkünder der Lehre von Huß, ein gelehrter, tugendhafter und für die Wahrheit begeisterter Mann, der mit Huß befreundet und ihm in Sinn und That nacheiferte. Der Feuertod seines Vorbildes schreckte Buchholz nicht, vielmehr wurde sein Eifer, die Mißbräuche der Kirche aufzudecken und die verderbten Sitten der Geistlichen zu rügen, nur noch größer, wiewol er die ihm drohende Gefahr nicht verkannte… Die Hussitengeistlichen mußten auswandern oder ihre Lehre widerrufen, Buchholz aber, der standhaft bei seinem Bekenntnis blieb, wurde eingekerkert und im Jahre 1417 auf öffentlichem Markte, gleich seinem Meister und Lehrer Huß verbrannt.“ (Quelle: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Leipzig F. A. Brockhaus , 1834)

100 Jahre nach dem Tod von Johann Buchholz auf dem Scheiterhaufen siegten die Gedanken der Reformation.

Der Name Buchholz leitet sich von der Rotbuche her. Bäume sind zu allen Zeiten und in allen Religionen von mythologischer Bedeutung gewesen, und so erstaunt es nicht, wenn in Erinnerung an Luther und seine reformatorische Leistung Luthereichen, Lutherbuchen, Lutherlinden und Lutherapfelbäume gepflanzt wurden und werden. Ich habe ins Internet geschaut und gegoogelt und 80 Luthereichen gefunden, aber nur 5 Lutherbuchen. Die Eiche ist ein stattlicher Baum, der über 1000 Jahre alt werden kann. Mir ist er in Verbindung mit Luther zu martialisch. Die Buche ist ein Waldbaum, der seine Stärke in der Gesellschaft mit anderen Bäumen findet. Nicht umsonst bezeichnen die Forstleute die Buche als die „Mutter des Waldes“. Ich finde, die Buche passt besser zu Luther und der Reformation, darum werden meine Frau und ich im nächsten Jahr im Bucher Forst 50 Rotbuchen in Erinnerung an Luther und die Reformation pflanzen.

Subbotnik am 1. Oktober in Französisch Buchholz

Der Bürgerverein gibt dem überbordenden Grün auf dem Parkplatz gegenüber der Apotheke wieder klare Konturen. Mit Heckenschere, Federbesen und weiterem Gartengerät wird dem Wildwuchs ein Ende bereitet.

Jetzt sieht alles wie geleckt aus. Der sich festkrallende Hopfen verlor den Boden unter den Füßen, obwohl er doch so schön lindgrün geblüht hat. Aber die botanische Ordnung muss eingehalten werden. Sonst ist Chaos. Und die Ordnung unter Bürgern? Das üppige Grün diente eiligen Entsorgern von Abfällen schon mal zum Versteck. Jetzt nicht mehr.

Nach knappen zwei Stunden ist alles vorbei. Den großen „Schnittmengen“ wird das Grünflächenamt zu Leibe rücken. Die Akteure finden sich bei einer Tasse Kaffee zusammen. Und wer ist wieder im Gespräch? Natürlich Französisch Buchholz …