„Projekt Buchholz“
Wenn viele in den Ferien und im Urlaub sind, passiert nicht viel, ein wenig aber doch. Deshalb folgt eine Rückschau, die sich mit der hugenottischen Geschichte von Buchholz befasst.
Den Auftakt machten Schülerinnen und Schüler des Robert-Havemann-Gymnasiums in Karow, die sich dem Buchholzer Friedhof in einer Projektwoche widmeten. Diese startete mit einem Besuch des Friedhofs IX, es folgte ein Besuch des Lehrstuhls Ur- und Frühgeschichte der FU Berlin und sie endete mit der Erarbeitung der Ergebnisse und deren Präsentation. Herr Jansen empfing die fast 30 Jugendlichen mit ihren Lehrern, Herrn Hirschberg und Herrn Kammholz, an der Tram-Haltestelle Navarraplatz und konnte sogleich nach der geschichtlichen Bedeutung dieses Namens fragen. Die Jugendlichen zeigten sich dabei sehr gut vorbereitet.
Auf dem Friedhof selbst ging es dann mit einem Abriss der hugenottischen Geschichte weiter, bei dem die Schülerinnen und Schüler auch sehr gute Kenntnisse über lateinische (z. B. „cuius regio, eius religio“) und französische (z. B. „un roi, une loi, une foi“) Redewendungen zeigten. Sodann ging es zu den frevelhaft abgerissenen Erbbegräbnisstätten hugenottischer Familien. Denn die Jugendlichen sollten untersuchen, „wie man ein solch zerstörtes Denkmal für zukünftige Generationen sichert, ohne einen kulturellen Vertrauensbruch einzugehen. In kollektiven Rechercheteams sollte untersucht werden, wie solche Denkmäler für die Zukunft geschützt werden können und wie zudem vermieden wird, kulturelles Gedächtnis auch ohne den Zusatz „Denkmalschutz“ für zukünftige Generationen zu bewahren.“
Herr Jansen erklärte die Hintergründe und wies darauf hin, dass in den Presseberichten dazu oft fehle, dass sich seinerzeit im spontanen Alleingang Lars Bocian im wahrsten Sinne des Wortes vor den Abrissbagger gestellt und dadurch den Abriss gestoppt hat. Er habe dann zunächst selbst und dann über den Bürgerverein den endgültigen Stopp erreicht. Zur Wahrheit gehöre auch, dass man sich mit wenigen Ausnahmen vor der Abrissarbeit nicht wirklich um die Grabstätten gekümmert hatte. Deshalb hatte die Abrissfirma den Abriss angesichts des augenscheinlichen Gesamtzustandes nicht in Frage gestellt. Jedoch habe sich dadurch gezeigt, welch hohen kulturellen Wert dem Friedhof in Buchholz und darüber hinaus beigemessen werde, und das sei positiv zu bewerten. Dies sei ein besonderer Verdienst der Ortschronistin, Anne Schäfer-Junker.
Hinsichtlich der Zukunft wies Herr Jansen darauf hin, dass alle in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow vertretenen Parteien die Untat des hauptverantwortlichen damaligen Bezirksstadtrats Kuhn verurteilten und Lösungen zusagten. Im Ergebnis wurde der ehemalige Bezirksbürgermeister Benn so verstanden, dass dieser sich um die finanziellen Mittel kümmern werde, aber dieses Versprechen löste er nicht ein. Natürlich brauche es dafür viel Geld, so Herr Jansen, aber der letzte Senat habe in Berlin einen haushälterischen Flurschaden mit Folgen für die Bezirke hinterlassen, der eine zeitnahe Realisierung unwahrscheinlich erscheinen lasse. Und quasi wie ein Echo wirke leider beispielsweise die Ankündigung der Wiedereinführung des 29-Euro-Tickets, die zeige, dass wohl aus wirklich dummen und kostenträchtigen Maßnahmen weiterhin nicht gelernt werde und andere Bereiche unverändert unter so etwas leiden werden.
Während dieser Diskussion kam dann Lars Bocian hinzu, der das eine oder andere aus erster Hand ergänzen konnte. Gefragt, wie in der Zukunft das hugenottische Erbe auf dem Friedhof gewürdigt werden könne, umriss der 1. Vorsitzende des Bürgervereins mögliche Ideen und Pläne. Es wäre gut, wenn diese zumindest in dieser Wahlperiode soweit vorangetrieben werden könnten, dass es irgendwann tatsächlich nur noch der finanziellen Mittel bedürfe, um diese umzusetzen. Wünschenswert wäre zudem, wenn im Rahmen des Möglichen zumindest gewisse Vorarbeiten durchgeführt werden könnten. Der Bürgerverein biete dazu seine Hilfe an, so Herr Bocian.
Die erste Generation Hugenotten in Berlin im Spiegel der Gemeindeakten von 1672
„Die römische Forscherin Fiammetta Palladini hat in Berlin die 350 Jahre alten Akten des Consistoriums der Hugenottengemeinde transkribiert und in einer kritischen Edition in Paris herausgebracht. Darin spiegelt sich das Leben der ersten Generation der aus Frankreich zugewanderten Glaubensflüchtlinge.“, so eine Mitteilung des Hugenottenmuseum Berlin (Link).
Zu Gast dieser Buchvorstellung, und damit schließt diese Rückschau, war auch die Buchholzer Ortschronistin, Anne Schäfer-Junker, die darüber einen Artikel in der Berliner Woche (Link) veröffentlicht hat.