Französisch Buchholz zuckersüß – Zum 200. Todestag von Franz Carl Archard

 Franz Carl Achard (Francois Charles Achard) *18. April 1753 in Berlin; †20. April 1821 in Cunern, Schlesien (heute Konary, Polen)

Dem Berliner Gelehrten Andreas Sigismund Marggaf, Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften von Preußen,  gelang 1747 die Entdeckung des Zuckers in der Rübe. Er wies nach, dass der Zucker aus der Rübe die gleiche chemische Beschaffenheit hat wie der des Zuckerrohrs. Erst seinem Assistenten und Schüler Franz Carl Achard gelang es, ein praktikables Verfahren zur Gewinnung von Zucker aus Rüben zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen.

Achard,  Physiker, Chemiker und in der Nachfolge von Marggraf auch Direktor der Physikalischen Klasse der Akademie der Preußischen Wissenschaften, gelangte 1791/92 in den Besitz von Kossätengütern in Französisch Buchholz, wo er seine Arbeiten zur Vervollkommnung der Gewinnung von Zucker aus Rüben fortführen konnte. Da Achard die Grundstücke erst nach 1790 erworben hat, ist er in der Karte von 1790 noch nicht als Eigentümer eingezeichnet. Auf Grund namentlich genannter Nachbarn hat Achard wahrscheinlich die rot eingeränderten Grundstücke erworben. Am südwestlichen Dorfrand den Hof von Daniel Thiriot gegenüber Lusche (Das ist heute Hauptstraße 72–75. Bis 1917 befand sich hier eine Gärtnerei und  jetzt  Autohandel)  und am nordöstlichen Dorfrand den Hof von Christian Wegner.

Der Besitz dieser „ländlichen Ökonomie auf dem Dorfe Buchholz“ so Achard, ermöglichte, die Arbeiten zur Methode der industriellen Herstellung von Zucker aus Runkelrüben abzuschließen. Am 11. Januar 1799 sendet Achard eine Zuckerprobe, die er aus Rübenrohzucker raffinieren ließ, sowie eine Druckschrift und Gutachten an König Friedrich Wilhelm III. und unterbreitete seinen Plan, Rübenzucker im Großen zu erzeugen. Die Künstlerin Clara Elisabeth Fischer hat diesen Vorgang malerisch 1903 in eine Audienz umgemünzt, in der König Friedrich Wilhelm III. Franz Carl Achard empfängt, der ihm den ersten Zuckerhut aus Rübenzucker überreicht – ein fiktives Ereignis, das nie stattfand.

Der Plan Achards wurde durch eine anonyme Schrift „Der neuste deutsche Stellvertreter des indischen Zuckers“ bekannt und erregte große Aufmerksamkeit in der deutschen Öffentlichkeit und im Ausland. Der König gewährte ihm ein Darlehen von 50.000 Talern für den Aufbau seiner Fabrik in Cunen.

Um Verleumdungen und Verdächtigungen auf Geheimniskrämerei zu seinen Arbeiten und Erkenntnissen die Spitze zu nehmen, veröffentlichte er 1800 die „Kurze Geschichte Der Beweise (Fur die) Zuckerproduktion Aus Runkelrüben“. 1801 verkauft er seine Kossätengüter und beginnt mit dem Anbau von zuckerreichen Runkelrüben und den Aufbau der Produktion von Rübenzucker in Cunen.

Die Erkenntnisse Achards berührten ökonomische, politische und ethische Aspekte und sie entwickelten praktische Wirkungen. Sie platzten in eine Zeit, in der es große Anstrengungen gab, sich von den teuren Rohrzuckerimporten unabhängig zu machen und die britische Monopolstellung auf diesem Gebiet zu durchbrechen. Befeuert wurden diese Bestrebungen vom Sklavenaufstand auf der Antilleninsel San Domingo (heute Haiti).

Auf San Domingo wurden über 450.000 Sklaven von europäischen Pflanzern grausam ausgebeutet. Am 23. August 1791 brach auf der Insel ein Sklavenaufstand aus, der die ganze Welt in Atem hielt. Die Zuckergewinnung kam vollkommen zum Erliegen. Bei allen fortschrittlichen Kräften wuchs die Abneigung gegen die Verletzung der Menschenrechte und gegen den sogenannten Blutzucker. England nutzte die Gelegenheit, steigerte die Zuckerproduktion in den Kolonien und erreichte bald eine Monopolstellung.

Die niederländische Karikatur bringt die Situation auf den Punkt. Während John Bull seinen Kaffee mit reichlich Zucker genießt und sich die Zuckerhüte bei ihm stapeln, presst Napoleon aus der Rübe Saft in die Kaffeeschale.

Am 21. November 1806 verhängte Napoleon I. nach dem Sieg über Preußen von Berlin aus als Gegenmaßnahme durch ein Dekret die Kontinentalsperre gegen England, um die Einfuhr englischer Waren, darunter auch Rohrzucker, zu unterbinden. Zucker wurde dadurch noch knapper und die Entwicklung nach einem Ersatz noch wichtiger. Französische Versuche hatten keinen Erfolg und so kam der Preußenzucker ins Spiel. Zwei Bücher von Achard wurden ins Französische übersetzt. Mit zwei Dekreten vom März 1811 und Mai 1812 über Rübenzuckerfabrikation befahl Napoleon, auf 32.000 Hektar Rüben anzubauen und erteilte 500 Lizenzen für Rübenzuckerfabriken. Die Rübenzuckerfabrikation erhielt einen gewaltigen Aufschwung. Bereits 1890 lieferte sie drei Fünftel des Weltverbrauchs.

Heute, im Erntejahr 2018/19, wurden weltweit 176 Mio t Zucker produziert, davon 139 Mio t aus Zuckerrohr (78,9%) und 37 Mio t aus Rüben (21,1 %). Deutschland produzierte 2018/19 4,2 Mio t Zucker aus Rüben, was einem Selbstversorgungsgrad von 137 % entspricht. Der Zuckerkonsum pro Kopf lag in Deutschland bei 34,6 kg.

Im Herbst 1795 legte Achard auf seinem Gut in Französisch Buchholz einen „vortrefflichen Garten“ mit 3.500 Gewächsen an, die er auch zum Tausch gegen andere Gewächse anbot. 1796 gab er dazu ein entsprechendes Verzeichnis heraus. Leider sind dazu keine weiteren Informationen zum genauen Ort überliefert.

Achards wissenschaftliche Interessen waren weit gespannt und betrafen fast alle Bereiche und Probleme der damaligen Naturwissenschaften. Aber bestimmend für sein wissenschaftliches Leben bis zu seinem Tode und seinen Nachruhm wurde seine immer intensiver werdende Beschäftigung mit dem Anbau von Rüben und der Rübenzuckerproduktion. Achard verschuldete sich auch persönlich für viele seiner wissenschaftlichen Projekte, und zwar so hoch, dass sein Leben von großen finanziellen Problemen verdüstert wurde.

Achard entstammte einer Familie gesellschaftlich hoch angesehener Hugenotten und sein wissenschaftliches Leben ist auch ein Zeugnis für den großen Beitrag, den die Religionsflüchtlinge für ihre neue Heimat leisteten.

Eine Würdigung der Leistungen Achards in Französisch Buchholz gibt es bisher nicht. Das sollten wir ändern.

Quellen:

Hans-Heinrich Müller, Franz Carl Achard / 1753–1821 / Biographie; Verlag Dr. Albert Bartens KG, Berlin 2002

Guntwin Bruhns, Zuckerfabrikation zur Zeit Achards; Verlag Dr. Albert Bartens KG, Berlin 2001

Werner Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten in Berlin; Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 2000

Holzapfel/Schmiedel, Rund um den Zucker; VEB Fachbuchverlag Leipzig 1984

Rede von Prof. Dr. Dieter Simon, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, zum Zuckerfest in Berlin-Kaulsdorf anlässlich. des 250.Geburtstages von Franz Carl Achard am 26. April 2003

Wikipedia, Internet allgemein u. a.

Franz Carl Achard, Kupferstich von G. G. Endner 1800; Staatsbibliothek Berlin
Plan vom Dorf Französisch Buchholz 1790 (Kennzeichnungen vom Autor); Geheimes Preußisches Staatsarchiv Berlin
Friedrich Wilhelm III. empfängt Achard; Zuckermuseum Berlin

 

Die zwei neuen Zuckerfabrikanten, niederländische Karikatur (um 1812); Guntwin Bruhns, Berlin
Titel vom Verzeichnis der Pflanzensammlung Achards; Guntwin Bruhns, Berlin

Coronabedingter Frühjahrsputz 2021 vor dem Amtshaus

Gerade in diesen Tagen, in denen wir die ganzen Umstände um das C-Virus mehr als satt haben, war es Frau Tangenberg aus unserem Verein ein besonderes Anliegen, unseren traditionellen Frühjahrsputz im Vorgarten des Amtshauses nicht komplett ins Wasser fallen zu lassen. Wir finden, ihre Mühe hat sich gelohnt!

Für einen sicheren Verbindungsweg zum Dorfanger

Auf Anregung von Bürgern hat sich der Bürgerverein am 26.01.2021 mit einem Schreiben  an den zuständigen Stadtrat Vollrad Kuhn gewandt. Jetzt liegt eine Antwort des Bezirksstadtrats (24.02.2021) sowie eine Entgegnung vom Bürgerverein 28.02.2021) vor. Im weiteren Verlauf können Sie die einzelnen Dokumente und die Klärung des Problems nachverfolgen:

I. Ursprüngliches Schreiben an den Bezirksstadtrat

Berlin, 26.01.2021

Sehr geehrter Herr Bezirksstadtrat Kuhn,

im vergangenen Jahr wurde zwischen der Elfenallee und der Hauptstraße in Französisch Buchholz eine neue Verbindung als Fußweg geöffnet.

Damit ergibt sich für östlich der Jeanne-Barez-Grundschule gelegene Wohngebiete ein verkürzter Schulweg, aber in der Elfenallee auch ein sicherer Ausstiegsort für Kinder, die dort von ihren Eltern mit dem Fahrzeugen im Sinne eines sicheren Schulweges abgesetzt werden.

Daneben wird der Weg auch gerne als Abkürzung von Anwohnenden für Einkäufe an der Hauptstraße (Apotheke, Rewe, KiK, Sparkasse) genutzt.

Nach dem ersten Jahr der Praxisnutzung kamen vermehrt Bürgerinnen und Bürger auf den Bürgerverein mit folgenden Anliegen zu:

  1. Fehlende Wegbeleuchtung

Gerade in der dunklen Jahreszeit fehlt es an der Ausleuchtung des ca. 200 Meter langen Weges. Abgesehen von immer mal wieder von spielenden Kindern aus dem angrenzenden Wäldchen auf den Weg verbrachten Geäst, das sich als Stolperfalle zeigt, breitet sich ein Unsicherheitsgefühl in der Dunkelheit für die Nutzenden aus. Das mag auch mit den häufiger am Rand des Spielplatzes zusammen kommenden Jugendlichen zu tun haben, die in der Dunkelheit nur schwer auszumachen sind, und sicherlich unbeabsichtigt – wenn plötzlich Stimmer aus dem Dunklen – zu hören sind, gerade beim weiblichen Geschlecht bzw. jüngeren Kindern für Verunsicherung sorgen.  Auffallend ist auch, dass die früher schon am Weg zugängliche Außenmauer der Treffpunkt-Gemeinde nun häufiger durch Grafitti-Tags verunstaltet wird.

Eine Ausleuchtung würde also nicht nur das Sicherheitsgefühl heben, sondern ganz praktisch auch der Begehung von Straftaten vorbeugen.

Neben einer Stromversorgung durch einen in der Elfenallee (am Weg) liegenden Trafo bietet sich ggf. auch eine Ausleuchtung durch die benachbarte Grundschule an, soweit das im Rahmen des gerade stattfindenden Neubaus nicht ohnehin angedacht ist.

  1. Fehlende Reinigung

Neben der fehlenden Beleuchtung wurde der Weg leider im vergangenen Herbst / Winter nicht von Laub geräumt. In diesem Zusammenhang berichteten mir Senioren von Rutschgefahren auf dem feuchten Laub. Unmittelbar zuständige Anwohner gibt es meines Erachtens nicht, so dass ich die Zuständigkeit des Grünflächenamtes sehe, das sich auch um die Leerung des dort befindlichen öffentlichen Abfallbehälters kümmert.

Sehr geehrter Bezirksstadtrat Kuhn, zusammenfassend begrüße ich den neuen Verbindungsweg – und damit für Teile der Bevölkerung verkürzte Wege – ausdrücklich. Allerdings ist bisher die Nutzungsqualität als „eingeschränkt“ zu bezeichnen. Ich möchte Sie insoweit bitten, die beiden angeführten Punkte zu prüfen und würde mich über ein zeitnahes Antwortschreiben mit Ihren Abhilfevorschlägen freuen. Vorsorglich mache ich darauf aufmerksam, dass der Bürgerverein in Abhängigkeit Ihrer Reaktion ggf. einen Bürgerantrag für eine BVV-Befassung erwägt.

Mit freundlichen Grüßen

Jens Tangenberg

Vorsitzender des Bürgervereins

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 II. Antwort des Bezirksstadtrats vom 24.02.2021

Antwort Verbindungsweg Elfenallee-Hauptstr. 

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III. Entgegnung des Bürgervereins auf die Antwort des Bezirksstadtrats (28.02.2021)

28.02.2021 12:17 Uhr

Sehr geehrter Herr Bezirksstadtrat Kuhn,

vielen Dank für Ihre Antwort vom 24. Februar 2021.

In Ihrem Schreiben führen Sie aus, dass es sich bei dem Verbindungsweg Elfenallee – Hauptstraße um eine öffentliche Grünfläche mit entsprechender Widmung handelt.

Insoweit mag es so sein, dass die Nutzung dieser Wege auf eigene Gefahr bei Schnee und Eis erfolgt, weil sie nicht geräumt werden. In der Konsequenz bitte ich diesem Fall aber darum, eine entsprechende Beschilderung anzubringen, die den Nutzer auf diesen Umstand – insbesondere fehlende witterungsabhängige Gefahrenbeseitigung – hinweist. Dies ist ein Gebot der Rechtssicherheit und erspart Ihnen ggf. wiederholte Beschwerden bzw. Schadenersatzforderungen nach Sturzgeschehen.

Ich empfehle entsprechende Aufstellung an der Treffpunktgemeinde und am Transformatorenhäuschen Elfenallee.

Der Hinweis auf fehlende Finanzmittel zur Ausleuchtung des Verbindungsweges war bereits zu erwarten. Dass aber eine Ausleuchtung „zu mehr Vandalismus, z.B. auch zu mehr Grafitti“ führen soll, entspricht nicht nur Jahrzehnte währender kriminologischer Forschung, sondern auch über 30 jähriger persönlicher, polizeilicher Berufserfahrung.

Insoweit wäre ich insbesondere mit Blick auf die Schulwegsicherung für eine Abstimmung mit der zuständigen Senatsverwaltung dankbar; eine Prüfung der – zumindest teilweise möglichen Ausleuchtung – im Kontext mit der Ausleuchtung des gerade im Bau befindlichen angrenzenden neuen Schulgebäudes bzw. Schulgeländes innerhalb des Bezirksamtes kann ich dem Schreiben nicht entnehmen.

Ich  bitte die angeführten Aspekte ergänzend zu prüfen.

Mit freundlichen Grüßen

Jens Tangenberg

Bürgerverein Französisch Buchholz e.V.

Vorsitzender