Zum Jahresausklang 2019 möchte sich der Bürgerverein für die vielfältigen Unterstützungen im Jahr bedanken und wünscht allen Buchholzern und Freunden frohe Weihnachtsfeiertage und viel Glück, Friede, Gesundheit und Freude im neuen Jahr 2020.
Das Jahr 2019 steht auch im Zeichen des 200. Geburtstags von Theodor Fontane, dem herausragenden Vertreter des poetischen Realismus in Deutschland. Unser Vereinsmitglied Detlev Enneper hat sich anlässlich dieses Jubiläums mit Fontanes Beziehungen zu Französisch Buchholz beschäftigt:
Theodor Fontane & Französisch Buchholz
Am 30. Dezember 2019 geht das Fontane-Jubiläumsjahr am 200. Geburtstag des Autors der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, von 17 Romanen, weiterer Schriften und Gedichten zu Ende. Zu Lebzeiten als Regionalschriftsteller bekannt, wird er heute als bedeutendster Romancier des 19. Jahrhunderts in Deutschland verehrt.
Mir flammte aus Schulzeiten Erinnerung auf. Vom Herrn von Ribbeck und seinem Birnbaum, mit John Maynard flog ich noch einmal mit der Schwalbe über den Eriesee und für die verwobenen Dinge des Lebens erinnerte ich den Schlusssatz in Fontanes „Effi Briest“: „… das ist ein zu weites Feld.“, der zur allgegenwärtigen Redensart wurde.
Das Jubiläum ist für mich Anlass auf Spurensuche zu gehen. Ist das märkische Angerdorf Französisch Buchholz in den „Wanderungen“ und anderen Schriften Fontanes bemerkt worden? Es ist! An drei Stellen bin ich fündig geworden, zwei davon in den „Wanderungen“ und eine in der Novelle „Schach von Wuthenow“.
Auf die Stelle im „Schach von Wuthenow“ hat schon unser Ortschronist Dieter Geisthardt in seiner Chronik „750 Jahre Buchholz“ unter der Rubrik „Buchholz als Ausflugsort“ hingewiesen.
»Woher ich komme? Warum ich bei den Carayons geschwänzt habe? Nun, weil ich in Französisch-Buchholz nachsehen wollte, ob die Störche schon wieder da sind, ob der Kuckuck schon wieder schreit und ob die Schulmeisterstochter noch so lange flachsblonde Flechten hat wie voriges Jahr. Ein reizendes Kind. Ich lasse mir immer die Kirche von ihr zeigen, und wir steigen dann in den Turm hinauf, weil ich eine Passion für alte Glockeninschriften habe. Sie glauben gar nicht, was sich in solchem Turme alles entziffern läßt. Ich zähle das zu meinen glücklichsten und lehrreichsten Stunden.«
Portrait von Theodor Fontane um 1860, Künstler anonym
Inwieweit das, was die Romanfigur des Leutnants Nostitz hier zum Ausdruck bringt, auch die Gefühlswelt und Erfahrung Fontanes widerspiegelt, können wir nicht wissen. Die Fabel der Novelle beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 1815, von der Fontane 1862 Kenntnis hatte. Zeitlich verlegt Fontane die Handlung in die Jahre 1805/06. Die Novelle erschien 1883. Im Zitat spielt schriftstellerische Freiheit eine Rolle. Sicher ist, Buchholz war auch einmal ein Storchendorf, eine Kirche mit Turm hatte es und hat es noch heute. Ob allerdings der Buchholzer Schuldirektor eine reizende Tochter mit flachsblonden Haaren hatte, ist bisher nicht belegt.
Den zweiten Hinweis auf Französisch Buchholz finden wir in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ (Bd. IV, Spreeland). Er belegt, dass Fontane in Französisch Buchholz war. Das freut uns. Noch mehr freut dieser literarische Fußabdruck unsere Ortsnachbarn in Berlin-Buch, die den Dichter in vielfältiger Weise würdigen.
„Zwei Meilen von Berlin liegt das Dorf Buch, reich an Landschaftsbilder aller Art, aber noch reicher an historischen Erinnerungen. Einer unserer Lustgartenomnibusse führt den Reiselustigen über Pankow und Schönhausen bis an die Grenze von Französisch-Buchholz, etwa halber Weg; wir aber, in jenem stolzen Wandergefühl, das sich nach Strapazen sehnt, haben den Omnibus verschmäht und treffen erst mit untergehender Sonne vor Buch ein.“
Fontane bereitete seine „Wanderungen“ durch umfangreiches Dokumentenstudium vor und nutzte alle Informationen, die er von Ansässigen bekommen konnte. Schuldirektoren und Pfarrer waren ihm eine besondere Hilfe. Wenn er dann seine Studien abgeschlossen hatte, ging es los. Es war aber weniger ein Wandern, als ein Vorfahren mit der Pferdekutsche oder mit anderen Verkehrsmitteln zu Lande und zu Wasser, um dann konzentriert das Vorbereitete in der Realität zu bestätigen.
Diesen Ausflug ins Barnimer Land unternahm Fontane am 16./17. Juni 1860 mit seinem Freund und Verleger Wilhelm Hertz und beide sind hier tatsächlich gewandert.
In den „Wanderungen“ (Bd. III, Havelland) findet sich die dritte Nennung. Fontane schildert die Pracht und den Niedergang des Schlosses Oranienburg und wir empfinden, als seien er und wir dabei gewesen, obwohl das vor mehr als 100 Jahren geschah.
„So waren Säle und Treppenhäuser. Fast noch prächtiger war die Kapelle: die Wände waren mit Marmor bekleidet und die Decke mit Kirchenbilder geziert, während der Altartisch auf vier goldenen Adlern ruhte. Bischof Ursinus hielt hier 1704 die Einweihungsrede. Nun ist alles hin, alles verweht und zerstoben. Nur Orgel, Kanzel und königliche Loge existieren noch, sind aber nach Französisch-Buchholz hin verpflanzt worden und zieren die Kirche bis diesen Tag.“
„…bis diesen Tag.“ müsste nach Fontanes Bemerkungen die Zeit sein, die sich um das Jahr 1870 präsentierte. Die Buchholzer Dorfkirche hatte auch eine bewegte bauliche Geschichte. Ist dieses Mobiliar nach über 100 Jahren wirklich noch in der Kirche? Hat Fontane die Buchholzer Kirche je besucht? Vielleicht kann uns die ev. Kirchengemeinde von Französisch Buchholz hier eine Antwort geben?!
Ich habe diese Stelle aus den „Wanderungen“ auch an die Pfarrerin der ev. Kirchengemeinde Französisch Buchholz, Frau Susanne Brusch, mit der Bitte übermittelt, in den Kirchenbüchern nachzuschauen, ob etwas Bestätigendes zu finden ist.
Heinrich Theodor Fontane (* 30. Dezember 1819 in Neuruppin; † 20. September 1898 in Berlin). Fontane entstammt einer hugenottischen Familie. Sein Großvater, Pierre Barthélemy Fontane (1757-1826), war von1808 bis1811 Kastellan des Schlosses Schönhausen, also ganz in der Nähe von Französisch Buchholz. Im heutigen Französisch Buchholz haben wir eine Martha-Fontane-Straße. Namensgeberin ist die einzige Tochter Fontanes.