Bestürzung und Fassungslosigkeit nach Abriss historischer Grabstätten
Am Montag, den 23.11.2020, erreichten den Bürgerverein erste Hinweise von aufmerksamen BuchholzerInnen dazu, dass entlang der Mühlenstraße auf dem Friedhof Pankow IX aktuell die Außenmauer und daran anliegende historische Gräber eingerissen und beseitigt würden. Die Hintergründe waren spontan nicht aufzuklären, zumal die zuständigen Stellen des Bezirksamts telefonisch nicht zu erreichen waren. Augenzeugen berichteten jedoch, dass bereits mehrere der aus dem 19. Jahrhundert stammenden und opulent ausgestatteten Grabmäler, die auch über den Ortsteil hinaus ihres gleichen suchen, bereits unwiederbringlich vernichtet worden seien.
Am Dienstag wandte sich daher der Vorsitzende Jens Tangenberg mit einem Brandbrief an den Bezirksbürgermeister Sören Benn und forderte das Bezirksamt auf, die Abrissarbeiten vor dem Hintergrund der Bedeutung der Grabmäler (darunter auch einige ortsbekannter hugenottischer Familien, die tiefe Spuren in der Ortsgeschichte hinterlassen haben) unverzüglich zu stoppen um die Kulturgüter sichern zu können.
Als Antwort ging ein Schreiben des verantwortlichen Bezirksstadtrates Kuhn ein, der auf eine fehlende Standfestigkeit der Mauer sowie daran angelehnte Erbgrabstätten hinwies, was mit einem entsprechenden Gutachten aus dem April 2020 belegt sei. Mangels ausreichender Finanzmittel habe sich das Bezirksamt GEGEN aufwändige Stütz- und Sanierungsarbeiten und für den Abriss entschieden. Eine Beteiligung der unteren Denkmalschutzbehörde sei nicht erforderlich gewesen, weil es sich bei den zu beseitigenden Grabstätten um keine aus dortiger Sicht schützenswerten gehandelt habe.
Vor dem Hintergrund der jahrelangen intensiven Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt (Pflege von Grünflächen, wiederholte Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte, Einbindung des Bezirksamts zu jährlichen Festtagen, aktive Beteiligung bei der Stadtentwicklung usw.) ist der Bürgerverein angesichts des aktuellen Vorganges OHNE vorherige Beteiligung fassungslos!
Noch am Abend rief der stellvertretende Vorsitzende, Lars Bocian, gemeinsam mit Ortschronistin Anne Schäfer-Junker zur Protestmahnwache an den (noch) verbliebenen historischen Grabstätten auf; auch dabei neben ca. 20 engagierten BuchholzerInnen ein Angehöriger der Familie Chartron, dessen Vorfahren in Französisch Buchholz beigesetzt sind.
Parallel hierzu wurde durch den Fraktionsvorsitzenden der CDU in der BVV Pankow, Herrn Johannes Kraft, im Stadtentwicklungsausschuss ein vorläufiger BAUSTOPP erwirkt, der das Ziel hat, das weitere Vorgehen mit dem Bezirksamt abzustimmen. Hierzu ist am 26.11.2020 eine gemeinsame Begehung verabredet.
Der Bürgerverein Französisch Buchholz wird sich aktiv mit dem anderen Initiativen des Ortes und insbesondere der Ortschronistin dafür einsetzen, alle erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten, um so viel der übrig gebliebenen Grabstätten wie möglich zu retten und damit wesentliche identitätsstiftenden Zeugnisse Buchholzer Ortsgeschichte für die Nachwelt zu sichern und zu erhalten!