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Erster Kulturspaziergang

Zum „Großen Stein“ führte der erste Kulturspaziergang der Französisch Buchholzer Ortschronistin Anne Schäfer-Junker. Bei spätwinterlichen – bzw. ersehnten vor-frühlingshaften – Witterungsbedingungen versammelte sich die kleine Schar Wissensdurstiger und Interessierter zur Vormittagsstunde in der Ludwig-Quidde-Straße.

Entlang der Panke führte der Weg zunächst zu den Karower Teichen. Graugänse, Schwäne, Entenpärchen und die langsam erwachende Natur gab es von den verschiedenen Aussichtsplattformen zu betrachten und zu bestaunen. Weiter ging es mitten durch das Gehege frei laufender Rinder über verschlungene Pfade durch das Naturreservat.

Es waren insbesondere die jungen Wegbegleiter, die über die alternativen Wohnmöglichkeiten in der sogenannten „Rollheimersiedlung“ nicht schlecht staunten. Diese Eindrücke wurden nur noch vom Großen Stein selbst übertroffen. Fast 300 Jahre soll er in der Eiszeit auf seinem Weg von Skandinavien nach Französisch Buchholz gebraucht haben; und das bei einem geschätzten Gewicht von etwa 100 Pkws. Ein wahrer naturhistorischer Schatz, den wir da in unserem Ortsteil haben. Aber das war auch schon 1931 bekannt, denn solange ist der Große Stein als Naturdenkmal anerkannt – nur leider heute nicht sehr gepflegt.

Nach einer gemeinsamen Rast machten sich die Teilnehmer um einiges klüger und sehr zufrieden auf den Heimweg.

Planen, bauen, wohnen…

… und das in Pankow. Einem Stadtteil, der in Berlin die meisten fürs Bauen geeigneten Flächen zu bieten hat. Da müssten doch die Herzen höher schlagen.

Tun sie aber nicht. Dem „plötzlich und unerwartet“ aufgetretenen Wohnungsmangel in Berlin folgen Maßnahmen, die spät kommen und ein reifes Konzept in Abstimmung zwischen Bezirken und dem Senat noch nicht erkennen lassen.

Zum Stammtisch hatte der Bürgerverein von Französisch Buchholz am 8. März ins Amtshaus eingeladen. Vorsitzender Jens Tangenberg begrüßte zu dem brisanten Thema Andreas Otto (51). Er ist Grünenabgeordneter in Berlin, Vorsitzender des Ausschusses für Bauen, Wohnen und Verkehr.

So weit ist es jetzt. Das Abgeordnetenhaus fordert den Senat auf, zum WOHNEN einen Stadtentwicklungsplan zu erarbeiten. Bisher herrschte Selbstlauf, der privat finanzierte Wohnungsbau im Luxussegment kam dabei sehr wohl auf seine Kosten, auch die Sanierung für hohe Wohnansprüche, siehe Trelleborger/Hallandstraße. Selbst der Eigenheimbau entwickelte sich auch ohne finanzielle Unterstützung des Landes nach Kräften. Der soziale Wohnungsbau und seine Förderung gerieten dabei angesichts leerer Haushaltskassen aus dem politischen Blickfeld.

Einer Prognose zufolge werden 2030 in Berlin 250 000 Menschen mehr als jetzt leben. Es ist heute schon eng, dann würde es noch enger. Also müssen Wohnungen her, und zwar solche, die auch bezahlbar sind – sowohl im Bestand als auch im Neubau zu finden, verteilt über das ganze Stadtgebiet. Schulen und Kindergärten müssen, wo sie gebraucht werden, flankierend entstehen. Und warum auf kleine Maßnahmen verzichten? Wohnraum, der entfremdet genutzt wurde, z. B. für Gewerbe oder Ferienaufenthalte, wird in seine Bestimmung zurückgeführt.

Da sitzen wir nun vor dem an die Wand geworfenen Flickenteppich und haben alles im Blick. Was Bauraum werden könnte ist braun, gelb oder kariert gefärbt. Was zwischen Berlin und Pankow unstrittig ist und was nicht, das bestimmt auch die Farbe. Es fallen Straßennamen: Ludwig-Quidde-Straße, Blankenburger Pflasterweg, Michelangelo-Straße, das Gebiet am Thälmann-Park, Ecken in Schönholz und Wilhelmsruh. Dazu informierte auch Peter Brenn, Mitglied der BVV Pankow (Grüne), kenntnisreich. Die vielen Lücken in der Bebauung sind ein Segen. Auf der grünen Wiese etwas zu errichten, käme bedeutend teurer. Und noch eine gute Nachricht: Kleingärten und ihre Anlagen bleiben erhalten. Das Grün ist heilig.

Viele interessierte Nachfragen kamen, einige zum Gelände zwischen S-Bahnhof Heinersdorf und Pankow. Das von „Möbelkrieger“ erworbene Grundstück ist noch nicht „verplant“. Wahrscheinlich aber, dass sich hier eines Tages ein gigantisches Möbelhaus erheben wird und im Falle von Wohnungsbau eine Schule, errichtet vom Bezirk …

Knapp bei Kasse, Schuldenbezirk…

…das hört sich nicht gut an. Ein Gewinn war der Abend mit der Pankower Bezirksstadträtin für Soziales, Gesundheit, Schule und Sport Lioba Zürn-Kasztantowicz dennoch. Der Kultur- und Bildungsverein Nord-Licht in Französisch Buchholz hatte zum 22. Februar ins Amtshaus gebeten und Dieter Klengel betraut, das Forum zu leiten.

Das Ressort der SPD-Politikerin(60) ist groß. Nord-Licht ging es vor allem um die Stadtteilzentren, um Begegnungsstätten in Buch, Karow, Französisch Buchholz und Blankenburg. Auch um das bereits an „Möbel-Krieger“ verkaufte Reichsbahngelände zwischen Bahnhof Heinersdorf und Bahnhof Pankow.

Bei allen Vorbehalten – im Wesentlichen sind die großen bewährten Einrichtungen materiell gesichert. Im Laufe der Jahre, erfahren die interessierten Zuhörer, sind aus einer Million Mittel, die zur Verfügung standen, 600.000 € geworden. Deshalb steht vieles immer wieder auf der Kippe. Und das beklagt Lioba Zürn-Kasztantowicz besonders: An eine Erhöhung der Gehälter für die Mitarbeiter war zu keiner Zeit zu denken.

Natürlich gab es Fragen zur Seniorenstätte Stille Straße. Der Bezirksstadträtin entlockten sie das Geständnis, selber auf den Ausgang gespannt zu sein. Für sie ist es, wenn es denn funktioniert, ein Modell, das Nachahmer finden könnte. Vorausgesetzt, im Laufe der Bemühungen findet sich ein starker Partner, in Pankow war es die Volkssolidarität.

Da wird im Gespräch auch schon mal gebohrt: Redet sie denn in ihren Gremien an der richtigen Stelle Tacheles? Frau Zürn-Kasztantowicz bestätigt das uneitel, und wir nehmen ihr ab, dass sie das ganze Spektrum drauf hat.

Politiker reden gerne von Gestaltungsräumen. Frau Zürn-Kasztantowicz tat das nicht. Kein Wunder auch bei diesem Budget. Zumal noch immer auch Altschulden den Haushalt belasten. Aber präventives Handeln schließt die Misere trotzdem nicht aus: Entstehen auf dem ehemaligen Reichsbahngelände Wohnungen, wird 2017 auch ein Schulgebäude errichtet. Das hat sie schon geplant…